Erstbegehung „Die Schöpfung“ (7a), Oberreintalschrofen
Es ist nicht alltäglich, eine alpine Mehrseillängenroute erstbegehen zu dürfen. Noch viel seltener ist es, dies gemeinsam mit seinem Vater zu tun. Im November 2024 ist uns Schöpfs dies im Wetterstein gelungen. Der einzig logische Name war daher konsequenterweise „Die Schöpfung“.
Anlässlich seines 60. Geburtstags habe ich meinem Vater 60 Edelstahl-Bohrhaken und ein Versprechen geschenkt. Eine gemeinsame Route oben in seinem geliebten Wetterstein. Mit dem Erstbegehen hat er über die Jahre gewisse Erfahrung gesammelt: Sei es die „Mon Chérie” (1993) und die „Wolke 7” (2000) im Schüsselkar oder, in einer fast schon manischen zweiten Erschließungsphase mit Luis Knabl, die mittlerweile sieben Neutouren an der Scharnitzspitze und dem Oberreintalschrofen. Die Schöpfung sucht sich die feinsten Felspassagen auf den Südpfeiler des Oberreintalschrofens, der schon von der Wangalm aus ins Auge sticht. Wir wünschen eine schöpferische Zeit im magischen Wetterstein!

Charakter:
Die Route sucht sich die besten Felspassagen am Südpfeiler des Oberreintalschrofens und folgt dem Prinzip des maximalen Kletterspaßes. Insgesamt durchweg interessante und sehr abwechslungsreiche Kletterei, die vom Lochüberhang über steile Risse bis hin zur technischen Platte (Schlüsselstelle) den ganzheitlichen Kletterer fordert. Bis auf zwei kurze Zwischenlängen (Zusammenhängen möglich) ist die Route sehr homogen und in bestem Wettersteinkalk. Die Route ist nach Süden ausgerichtet, wobei SL3 und SL7 nach Osten gedreht sind und ab Mittag im Schatten liegen.
Absicherung & Ausrüstung:
Die Route ist gut mit Bohrhaken eingerichtet. 12 Expressschlingen. Für die Seillängen 2 und 3 sind zur zusätzlichen Absicherung Friends (0.75, 1, 2) empfehlenswert.

Die Seillängen:
- SL1 (6c, 32m): Athletische Lochkletterei.
- SL2 (5c, 20m): Kurze Zwischenlänge an den Rippen empor (Friends hilfreich.)
- SL3 (6c/+, 25m): Pumpige Risskletterei an Doppelriss mit diffizilem Start (Friends 0.75 – 2 zur zusätzlichen Absicherung hilfreich, absichern gut möglich)
- SL4 (5b, 20m): Querungslänge zur Headwall, schrofig. Hier quert man die klassische Jenewein-Kasper (Schlaghaken) und die Everybody’s Darling.
- SL5 (6c, 20m): Kurze, aber diffizile Wandkletterei. Plattenquerung nach rechts, dann Rissspur/Löcher nach oben.
- SL6 (6b+, 25m): Gar nicht so einfache Querung, teilweise etwas splittrig.
- SL7 (7a, 25m): Curxlänge, diffizile Plattenkletterei am Start und oben hin zur Kante. Hier muss beherzt auf Reibung gestiegen werden!
- SL8 (6c, 35m): Luftige Kantenkletterei, pumpiger, als man meint. Der obere Teil der Kante zT noch etwas brüchig.
- SL9 (6a, 20m): Gemütliche Abschlusslänge über Wasserrillen.





Zustieg:
Am besten mit (E-)Bike zur Wangalm und von dort aus schnurstracks gerade hoch zum bereits sichtbaren Oberreintalschrofen. Nach dem flachen Wanderweg und dem Blockfeld geht es zuerst steil über einen Grasrücken und zuletzt durch Schotter zum Wandfuß (1 h von der Wangalm). Der Einstieg befindet sich ca. 20 m rechts der „Everybody’s Darling” (im Frühling oft ein Schneefeld am Einstieg). Der Routenname ist angeschrieben.
Abstieg:
4x abseilen (60m). Der Abstieg zum TAB (Tourenabschlussbier) auf der Wangalm erfolgt bequemst über die Schotterreise.

Topo (PDF):
Download Topo “Die Schöpfung (7a)”