Babsi Vigl: Zwischen den Zeilen, über den Wolken
Klettern und Geschichtenerzählen sind seit jeher eng verwoben. Dabei stellt sich die elementare Frage: Welche Worte finden wir für unsere Taten am Berg? Und welche Werte wollen wir damit transportieren? Portrait einer Alpinistin, die über solche Fragen gerne nachdenkt.
„… all your senses are broadly awakened until the present moment seems to be distilling to its essence and unfolding itself at the same time in the sound of shattering snow crystals …“
Heißt so viel wie: “Alle deine Sinne sind vollends geschärft, bis der gegenwärtige Moment …“ Nein, stopp, aus. Lieber nicht weiter übersetzen, es ginge etwas verloren im Prozess. Was genau, das lässt sich schwer festmachen, aber es verschiebt das Beschriebene, verzerrt ein Gefühl. Meint Barbara Vigl, von der die Zeilen oben stammen, publiziert im renommierten US-Amerikanischen Bergsteigermagazin Alpinist. „Elysium“ der epochale Titel ihres Essays, Elysium im Sinne der griechischen Mythologie. Jene „Insel der Seligen“ (μακάρων νῆσος) im äußersten Westen des Erdkreises, auf die alle Helden entrückt werden, die von den Göttern geliebt wurden, Unsterblichkeit inklusive.
Alpenvereins-Jahrbuch BERG 2024:
Barbara „Babsi“ Vigl ist aber weder Poetin noch Historikerin, sie ist Alpinistin. In ihrem Text geht es auch weniger um Peleus oder Achilleus, als vielmehr darum, den legendären Cerro Torre in Patagonien zu erklettern. Allerdings auch mehr sekundär als primär, denn von der eigentlichen Begehung liest man dann gar nicht so viel auf den vier kompakten Seiten. Viel erfährt man dafür über Emotionen, Gefühle, Zweifel. Denn Babsi unterscheidet sich in einem Punkt ganz wesentlich von anderen Protagonist:innen der zeitgenössischen, professionellen Bergsteigerszene: Sie steigt nicht nur gern auf Berge, sie schreibt auch passioniert darüber. Und macht sich dabei tiefgreifende Gedanken, was genau sie veröffentlicht, was sie damit bewirkt. Wie wollen wir von unserem alpinen Tun erzählen? Welche Worte finden wir für die Taten am Berg?
Alpine Storytelling
Das Bergsteigen und das Geschichtenerzählen sind seit jeher eng verwoben. Hat doch der Berg selbst schon die Form eines narrativen Bogens: Er spannt sich vom Talboden langsam ansteigend bis hinauf zum Höhepunkt des Gipfels.
Seit der Generation Messner hat sich allerdings so einiges getan. So gehörte es für den elitären Kreis der etablierten Alpinisten (gendern an dieser Stelle unnötig) vor ein paar Jahrzehnten noch zum guten Ton, nach einer geplant gelungenen – oder, oft besser noch für die Dramaturgie – spektakulär gescheiterten Expedition ein Buch über die Vorkommnisse im Gebirg‘ herauszubringen. Dies inkludiert zwangsläufig eine wochen-, monate- oder gar jahrelange Reflektion des Erlebten, eine Abwägung, was und vor allem wie erzählt wird. Soweit mal die Unterstellung an dieser Stelle.

Seit diesen Tagen haben bedruckte Seiten ernstzunehmende Konkurrenz erhalten. Die digitalen Medien sind in unseren Hosentaschen immer mit dabei, der nächste Bergepos nur einen swipe entfernt. Die Auswahl, welche wir konsumieren wollen, treffen wir nicht mehr aktiv wie früher in einer Buchhandlung, sie wird über Algorithmen gesteuert, die uns aufgrund der vorherrschenden Geschäftsmodelle der Plattformen diejenigen Inhalte vorschlagen, die uns potentiell am meisten fesseln. In den meisten Fällen erfolgt dies durch audiovisuelle Reize, nicht durch Worte.
Eine völlig neue Dimension – der Sturm am Manaslu, der Sonnenaufgang am Cerro Torre, das Todesbiwak am Eiger: Wir müssen uns die Szenen nicht mehr durch ein Neuronenfeuerwerk im Gehirn herbeiimaginieren, wir müssen sie nur mehr anschauen, um zu wissen, wie es dort oben, in Ausschnitten zumindest, wirklich war. Oder ist, denn die zeitliche Komponente verändert sich durch den Technologiesprung ebenfalls rasant, immer zeitnaher kann kommuniziert werden, im Extremfall sogar live und unmittelbar. Höher auch die Konkurrenz, denn ein internetfähiges Mobiltelefon mit Kamera zu bedienen beherrschen die meisten Alpinist:innen, ein zu fesselndes Buch schreiben die wenigsten. Höher dadurch auch der sich ergebende Takt, in dem Inhaltsstücke veröffentlicht werden, geringer die Kosten, geringer aber auch die Aufmerksamkeit, die Rezipient:innen dem content widmen.
Verlockt durch die niederschwelligen Möglichkeiten des user-generated content der sogenannten sozialen Medien wird heute täglich mehr „content“ veröffentlicht, als jemals in der Menschheitsgeschichte zuvor. Durch den Zwang, im Strudel der Reizüberflutung irgendwie an der Oberfläche zu bleiben, fällt aus zeitökonomischen Gründen eine lange Phase der Kontemplation über die Auswirkungen der veröffentlichten Inhalte gerne mal weg. Lieber mehr Posten als nachdenken, das gefällt dem Algorithmus, das gibt mehr Likes und Herzchen und damit oft mehr Selbstbewusstsein, so die vereinfachte Gleichung.
Auch Babsi spielt dieses neue Spiel mit, es gibt ein Instagram-Profil mit dem Alias @babsi_vigl. Dort findet man neben unregelmäßig geposteten Bergbildern ganz oben, in der Selbstbeschreibung, die Worte: „alpinism & storytelling“. Kombinieren kann man daraus ihre Leidenschaft, das „alpine storytelling“. Noch so ein Begriff, den wir hier gerne auf Englisch stehen lassen, sie verzeihen, geschätzte Leserin, geschätzter Leser.

An dem Text, aus dem die englischen Zitate stammen, hat sie zehn Monate lang gefeilt, jedes Wort dreimal umgedreht. Babsi ist eine skrupulöse Schreiberin. Nur, könnte man einwerfen, warum auf Englisch, wenn doch Deutsch (bzw. eine leichte Deutungsvariante davon, Tirolerisch) ihre Muttersprache ist? „So ganz genau kann ich das auch nicht sagen. Es ist mehr ein Gefühl, dass ich gewisse Dinge auf Englisch einfach besser ausdrücken kann“, sagt sie. Auch, weil viele der Gedanken zu ihren Erlebnissen in den Bergen dieser Welt passieren, in Patagonien, im Himalaya. Da kommuniziert man meist auf Englisch, dann passt das wieder stimmig zusammen. Eine Übersetzung ihrer Texte lehnt Babsi ab, zu viel könnte im Prozess verloren gehen, hinter dem sie dann nicht mehr voll und ganz stehen kann.
Denn das ist vielleicht das Wichtigste für sie: die Echtheit, die Überzeugung. Sie überlegt sich sehr genau, was sie veröffentlicht. Und warum. „Schreiben ist für mich ein Freiraum für Gedanken“. Sie will den Menschen als Ganzes zeichnen. Nicht seine Leistung in den Mittelpunkt stellen, sondern die Gefühle, die Emotionen, die Nuancen.
Postheroisches Geschichtenerzählen
Denn das Elysium, das ist eben nur eine Sage, und eine Sage immer nur eine überlieferte Deutungsmöglichkeit der Realität. Wir können uns die Wirklichkeit auch anders deuten, sie anders erzählen.
„We can provide space for another meaning for our pursuits, for the attainment of ideal happiness that exists in our connections with a mountain, each other and ourselves – for trying to create a living paradise on earth.”
Babsi geht es bei ihren Berggeschichten genau nicht um den heroischen Bergsteiger, der einsam und eisern den Gipfel erklimmt, sich dadurch einen Platz im Elysium der Alpinszene sichert. Zu lange war das ein Narrativ, dem viele bereitwillig gefolgt ist. Zu verlockend der aufgesetzt Ramen des Bergepos, zu einladend die auf der Hand liegenden Analogien. Zu simpel, zu vereinfacht, zu oberflächlich, findet Babsi und sagt: „Mir geht es um ein postheroisches Geschichtenerzählen“. Wir sollten nicht dem Mythos des Elysiums erliegen, wir sollten uns stattdessen ein reales Paradies auf Erden schaffen. Und dabei den Alpinismus als das portraitieren, was er wirklich ist: Eine komplexe Auseinandersetzung mit inneren und äußeren Verbindungen, zum Berg, zu unseren Kameradinnen, zu uns selbst. Und dabei den Menschen als Ganzes sehen.
Zu einer dieser Bergsteigerlegenden, der es sich schon länger auf der Insel der Seligen gemütlich gemacht hat, hat Babsi Vigl eine besondere Beziehung: Hermann Buhl. Mit seinem grenzgängigen Alleingang bei der Erstbesteigung des Nanga Parbat hat er wohl den Zenit des heroischen Heldentums neu definiert hat. Zwei alte Schwarzweißbilder sind vom berühmten österreichischen Bergsteiger in ihrem Artikel abgedruckt: Einmal vor dem Matterhorn mit Eispickel in der Hand, einmal in einer Kirche mit Baby in der Hand. Dieses Baby wird heranwachsen und irgendwann zu Babsis Vater werden. Hermann Buhl war sein Taufpate. Auch, wenn Buhl bereits vor Babsis Geburt verunglückt ist, so schwingt sein Nimbus doch bis heute durch diese Familie. Beeinflusst die heranwachsenden Kinder, die mit ihren Eltern immer schon viel in den Bergen unterwegs waren, „Buhl wäre da ohne Hände raufgeklettert“, wird oft gesagt. Beeinflusst Babsi, die alles verschlingt, was über Buhl publiziert wird. Beeinflusst sie im Schreiben des Textes, wo sie sich fragt, was sich Buhl wohl denkt, wenn er aufs Matterhorn schaut. Und viel mehr noch, was wer wohl fühlt, wenn er den warmen Körper eines Neugeborenen in den Händen hält. Warum erfährt man in der Alpinliteratur so wenig über die Gefühle, über die Zweifel, über die Wünsche eines so wichtigen Bergsteigers?
“It’s up to us, how we narrate our climbs and what images we create in other people’s minds.”
Alpinisten und Alpinistinnen besitzen in ihrer Rolle als Protagonisten einer Geschichte die Macht, Werte, Emotionen und die Art, wie wir auf Berg steigen und darüber kommunizieren, entweder zu normalisieren oder zu stigmatisieren. „Mich interessiert bei einem Protagonisten immer die ganze Palette an Emotionen. Nicht nur die, die ihn nach außen gut aussehen lassen. In seiner Gesamtheit wird er oder sie für mich viel greifbarer – eben der Mensch hinter der Erzählung, nicht ein entferntes Ideal“, sagt Babsi. Wäre es denkbar, dass ein Schreiben über Ängste und Zweifel nicht mehr negativ konnotiert ist, sondern einfach eine weitere, bereichernde Facette einer realistischen Erzählung?

Die Bilder, die Babsi in den Köpfen von uns Leser:innen erzeugen will, sind ganzheitliche Bilder. Als ausgebildete Ergotherapeutin ist sie auch auf gesundheitlicher Ebene darauf spezialisiert, den Menschen als Ganzes zu betrachten. Eine Berufswahl, die sie ursprünglich als Plan B gestartet hat, falls das mit dem professionellen Bergsteigen doch nicht funktioniert oder einfach keinen Spaß mehr macht. Mittlerweile hat sie sich auf Kletterverletzungen spezialisiert, erfährt in der Szene bereits einen guten Ruf und möchte auch aus einem ganz anderen Grund einen bodenständigen Beruf nicht mehr missen: „Ich finde es gut, nicht von Sponsoren abhängig zu sein. Ich will am Berg das machen, was mir Spaß macht. Und nicht das, war sich gut vermarkten lässt.“
Die Ebenen des Profialpinismus
Die Motivation für den Alpinismus muss für Babsi kompromisslos sein. Und wenn man das Spiel dann auf einer professionellen Ebene spielen will, dann kommen eben einige Ebenen hinzu. Eine davon ist, dass Bergsteigen nun auch ein Job ist, mit all den dazugehörigen Verpflichtungen. Babsi bekam einen Sponsoringvertrag bei einer großen Bergsportmarke, wurde finanziell für das unterstützt, wovon viele nur träumen können. Ziel erreicht? Nicht so ganz, denn sie merkte schon bald, dass sie damit haderte, bei Projekten mitzuklettern, die nicht aus ihrem Inneren heraus kamen. Auch, wenn sie dabei mit weltbekannten Athleten in perfekter Inszenierung an den tollsten Plätzen sein konnte, „für mich bin ich lieber mit meinen Freunden unterwegs und mache was Unspektakuläres. Ich will die Freiheit, das zu tun, was ich will. Ich finde die professionelle Komponente schon sehr interessant, aber mich bringt sie weiter weg von den Bergen, als dass sie mich mit ihnen verbindet“, sagt sie. Als Profi muss man die Berge mit anderen Augen sehen, wird auch selbst zum Produkt der Vermarktung.
Ein paar Ebenen zu viel, die sich hier über die Grundmotivation legten – „ein Spiel ist etwas, was man nur des Spieles wegen tut. Es erfüllt keinen Zweck, es ist kreativ und frei. Und genau das will ich in den Bergen.“ Babsi beschloss, den Sponsoringvertrag wieder aufzukündigen. Der Freiheit wegen. Das, sagten die Manager der Firma, hätten sie noch nie erlebt.
Mit dem Abschluss der Südtiroler Bergführerausbildung wird sie bald auch noch ein zweites einschlägiges Standbein haben. Denn die Unabhängigkeit steht bei Babsi über allem. Stimmt die Motivation und das Bauchgefühl nicht, stimmt gar nichts mehr. „Ich bin mir sehr bewusst, welche Risiken wir im Alpinismus oft eingehen. Auch wenn man natürlich versucht, alles so gut wie möglich zu kontrollieren. Risiken sind für mich aber nur vertretbar, wenn ich sie für mich selbst eingehe. Nicht für jemand anders“.
Die Türme des blauen Himmels
Allzu viel hört und liest man in den Fachpublikationen sonst nicht von der Alpinistin Barbara Vigl. Was bestimmt nicht an einem Mangel an beeindruckenden alpinistischen Leistungen in Fels, Eis und allem dazwischen liegt. Sie sagt nur: „Für mich ist es eher eine Strafe, in der Öffentlichkeit zu stehen.“ Ihr liegt nicht wahnsinnig viel daran, ihre Leistungen zur Schau zu stellen. Wir trauen uns hier trotzdem, einige zu erwähnen.
Aufgewachsen ist Babsi mit zwei Schwestern und einem Bruder im Vorarlberger Montafon. Sehr naturnah, denn „die Eltern haben uns jedes Wochenende vor die Tür gezerrt“. Das ambitionierte Bergsteigen liegt schon länger in der Familie, Babsis Opa Luis Vigl war eine der Kletterkamerad von Hermann Buhl und so wie er eine der großen alpinistischen Nachwuchshoffnungen seiner Zeit. Nicht ohne Tribut. „Der Opa hat alles dem Bergsteigen geopfert, auch die Familie“, erinnert sich Babsi.
Das Klettervirus hat sie schon früh befallen, „Klettern hat mir einfach von Anfang an volle getaugt“. Ihr Papa war lange ihr einziger Kletterpartner, schon mit elf zieht es sie auf die Sohmplatte der Zimba. Andere kletternde Jugendliche finden sich in ihrem Heimatdorf Bartholomäberg im Bezirk Bludenz anfänglich nicht, was Babsi aber nicht daran hinderte, trotzdem klettern zu gehen. Sie ging einfach allein, mit beharrlicher Zielstrebigkeit, in den lokalen Klettergarten und tobte sich aus. Bis zum sechsten Grad kletterte sie free solo, mit 12. „Irgendwann hab‘ ich das dann meinem Papa gestanden, aber statt einem riesigen Anschiss hat er nur gemeint, er vertraut mir. Das fand das schon extrem cool, so viel Vertrauen.“ Irgendwann fanden sich dann doch andere Kletterer in der Gegend, erst recht, als sie für ihr Mathematik-Studium nach Innsbruck zog. Die Form explodierte, das Studium zog sich. „Wir waren wirklich extrem viel klettern“, grinst sie.
Ihre erste Expedition unternahm sie mit 20, kletterte dann viel in den Dolomiten und Chamonix. Es folgten große Wände wie der El Capitan und die Westwand des Asan (4.230 m) in Kirgistan (Erste Wiederholung der Australier-Variante „Pogorelov Route“, 1.000 m, 5.11d). Den Techno-Klassiker „The Prow“ (5.8 C2) am Washington Column im Yosemite National Park klettert Babsi 2014 in vier Tagen, „meine erste große Solotour“.

2015 war sie als erste Frau beim Alpinkader der Naturfreunde mit dabei, im Jahr darauf folgte mit dem Team die Cassin am Walker Pfeiler an der Nordwand der Grands Jorasses. “Das war wichtig für mich, weil ich danach das Gefühl hatte, dass ich das jetzt auch kann.”
Die erste Expedition ins Himalaya wurde organisiert, die Erstbegehung „From Dusk till Dawn“ (500m, 6a, A1) am Jamyang Ri (5.800 m) in Indien war das Resultat. Im Ausbildungsteam des Kaders lehrt sie seitdem. Mit ihrem guten Freund Simon Messner gelangen ihr imposante, bohrhakenfreie Erstbegehungen in den heimischen („Nebelgeist“, VII+, Schüsselkar) und quasi-heimischen Bergen („Ice Age“ VIII-, Punta del Pin oder „Hakenlos“ VI+, Sellastock Westwand in den Dolomiten). Auch mit ihrem Lebenspartner, dem Bergführer Benedikt Hiebl, ist sie sportlich unterwegs: Mit „Erebor“ (VIII/A3) gelang ihnen 2021 die Erstbegehung einer elf Seillängen Route an der wenig begangenen Südostwand der Arnplattenspitze in Tirol. Auch schier endlose Ausdauer beweist Babsi gern: Zusammen mit Laura Tiefenthaler gelingt ihr im Sommer 2022 das Linkup der fünf Gipfel des Drei-Zinnen-Massivs, die Integral-Traverse.
Und dann ist da noch das Land am Ende der Welt: Patagonien. „Die Leute sagen: Entweder, du kletterst nur einmal dort und kommst nie wieder, oder du musst immer wieder kommen, weil es dich nicht loslässt. Bei mir ist es wohl zweiteres“, schwärmt Babsi Vigl vom Land des Windes. Es ist einer dieser Orte, wo alles zusammenkommt: Eine wilde Berglandschaft, rassige Wände, eine eingeschworene Community. Die unwirklichen Granitriesen am nördlichen Rand des Nationalpark Los Glaciares sind dabei ihr Ziel, die Cerro Chaltén Group. Bei der Seltenheit an Schönwetterfenstern zwischen den Schneestürmen eine gewisse Ironie, aber manchmal gibt es sie dann wirklich, wie eben in der Saison 2020. Da gelangt Babsi an der Westwand der Cerro Torre die ikonische „Via dei Ragni“ (600m 90˚ M4), und gleich darauf noch mit Raphaela Haug und Laura Tiefenthaler die erste reine Frauenbegehung der „Supercanaleta“ (1.600 m 80˚ 5+) am Cerro Chaltén (Fitz Roy) innerhalb von nur acht Tagen. Lässt sich schwer in Worte fassen, wie sich das vertikale Sein während zweier Jahrhundert-Wetterfensters in Patagonien anfühlt. Aber ein Versuch ist es wert.
„The beauty of silence, of fading light, of huge rime formations sculpted by wind into giant ice mushrooms. The beauty that you can find in solitude and fellowship, in sharing good food and stories. The beauty of strangers becoming friends. The beauty of laughing, enduring and singing together. (..) The beauty of knowing that you are exactly where you want to be.“