FA “Der Letzte Schöne Herbsstag” (7c) & “Muas da wuascht sein” (7a), Galerie, Martinswand

Gut Ding braucht Weil. Sagt man so. Als Lukas ‘Siggi’ Sigl und ich im Oktober 2011 beschlossen, eine neue Linie im oberen Stock des bei den Innsbruckern wegs seiner Panoramablicke und hohem Solariumfaktors sehr beliebten Klettergartens Galerie einzubohren, kannten wir zwar das Sprichwort, aber nicht die Relevanz für unsere neue Route. Etwas später bohrte Lukas dann gemeinsam mit Sandra Liebold enthemmt noch eine weitere Linie links davon ein, und so kann man nun langsam wirklich von einem ‘oberen Stock’ sprechen.

Topo Galerie Oben Rechts
Topo Galerie Oben Rechts

Die Routen sind als zweite Seillängen über die Einführung in die Physik (6b+) oder die Route rechts neben der Einführung in die Physik (ca. 6b) zu erreichen. An einem überaus gemütlichen, vom Innsbrucker Verschönerungsverein großzügiger Weise gesponserten Standplatzbankerl angekommen, befindet sich der/die Wiederholungsaspirant_in nun vor einer lebensphilosophischen Entscheidung: Wählt er/sie die linke Linie, erstbegangen durch Lukas Sigl am 13.01.2014, so begibt er/sie sich auf den Pfad des “Muas da wuascht sein” (7a). Der Routenname ist den tiefsinnigen Worten Flo ‘Flow’ Brunners nachempfunden, der in einem Moment spiritueller Erleuchtung die Quintessenz all seiner Lebenserfahrung in die Kraft dieser vier Worte zu bündeln wusste, und spiegelt die pragmatische innere Einstellung wieder, dass einem tatsächlich im Leben oft einiges wuascht sein muas. Muas da wuascht sein, wenn vor lauter Nebel die Hand vor Augen nicht siehst. Muass da wuascht sein, wenn die Finger vor Kälte erstarrt sind. Muas da wuascht sein, wenn der scharfe Fels Spuren hinterlässt. Muas da wuascht sein, wenn’s Projekt wieder nicht geht. Oder akronymisch: Mdws.

Wählt der/die motivierte Kletter_in die rechte Variante, “Der Letzte Schöne Herbsttag” (7c), dem ich am 09.01.2014 die erste Rotpunktbegehung abringen konnte, so vertritt er mit seinem/ihrem Versuch die Einstellung, sein/ihr Leben möglichst so zu gestalten, als ob der gegenwärtige Tag tatsächlich der letzte schöne Herbsttag sein könnte. Die Betonung ist stets auf den bewusst gewählten Konjunktiv II zu setzen; man besitzt doch nie Gewissheit. Auch soll dies keineswegs den herannahenden Winter herabwürdigen, auch dem ersten schönen Wintertag ist durchaus viel Positives abzugewinnen; doch den ersehnten Durchstieg des aktuellen Kletterprojekts kann man wohl vergessen, denn der Winter ist da, und im Winter geht man gefälligst Skitouren. Resümierend lässt sich daraus folgende philosophische Grundregel formulieren: Lebe jeden Tag so, als wäre es der letzte schöne Herbsttag. Quasi carpe diem für Kletterer. Und was macht ein jeder Affe am letzten schönen Herbsttag? Volle ziachn gian. Alles andere muas da wuascht sein.

Àle.

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