Das Ortlerfeuer brennt: Mit Gerlinde Kaltenbrunner auf den Ortler
Auf den höchsten Berg Südtirols mit einer der besten Alpinistinnen weltweit: Gerlinde Kaltenbrunner trifft auf König Ortler. Eine spannende Hochtour auf einen charakterreichen Eisriesen, der Verhältnisse geraderückt.
Artikel zuerst veröffentlich auf bergwelten.com
Ganz einfach hatte es der Pseirer Josele im Jahre 1804 wahrlich nicht. Stieg der mutige Gamsjäger aus dem Passeiertal doch auf Kaiserlichen Befehl als erster Mensch auf den Ortler, den höchsten Berg der damaligen K. & K. Monarchie. Ein alpinistischer Meilenstein, nur geglaubt hat es ihm dann blöderweise keiner – weshalb er kurzerhand nochmal empor stieg und oben ein Feuer entfachte, sodass es nun für jeden sichtbar war. Das Ortlerfeuer brannte.
Mehr als 200 Jahre später haben wir es da bereits deutlich einfacher. Müssen kein Brennholz mitschleppen, lediglich den Fotoapparat. Selbst den Kaiser mitsamt der Monarchie gibt es mittlerweile nicht mehr, befohlen hat uns die Besteigung gar niemand. Wir gehen aus reinem Selbstzweck, denn: Am Ortler, da muss man einfach mal gewesen sein!

Und wenn auf den höchsten Berg Südtirols dann auch noch eine der erfahrensten (und ziemlich sicher die sympatischste) Alpinistinnen der Welt mitkommt, umso besser: Gerlinde Kaltenbrunner hat alle 14 Achttausender dieser Erde ohne künstlichen Sauerstoff bestiegen, heute begleitet sie uns auf den Ortler. Mit dabei sind 17 Bergwelten Leserinnen und Leser, frisch ausgestattet mit hochfunktionalen Jacken von Schöffel und Carbonstöcken von Komperdell.
Treffpunkt ist das Bergsteigerdorf Sulden, 1.900 Meter: Der Ortler ist hier omnipräsent. Einerseits ganz praktisch, weil seine mächtige Erscheinung das Ortsbild dominiert. Andererseits auch theoretisch, wie wir bei einem Besuch im Messner Mountain Museum „Ortles“ feststellen: Gewidmet dem Thema Eis, der „Im End der Welt“-Gletscher ging 1774 bis fast ins Dorf herunter. Relikte von Messners Südpolexpedition gibt es hier, den klumpigen Eispickel von Pseirer Joseles Erstbesteigung, einen ausgestopften Yeti. Und einen ganzen Raum voller Gemälde über den Ortler, unser großes Ziel. Nicht nur für Alpinisten, auch Künstler und Schriftsteller ganzer Generationen erliegen seiner Anziehungskraft. Das Trio Königspitze – Zebrù – Ortler ist das ostalpine Pendant zum berühmten Dreigestirn Eiger – Mönch – Jungfrau. Neben dem nur 62 Meter höheren Eiger ist der Ortler der zweithöchste Gipfel der Alpen, der aus Sedimentgestein aufgebaut ist. Und das sieht man ihm auch deutlich an: Zerklüftete Wände, von tiefen Rinnen durchzogen, darauf eine dicke Eiskappe mit kalbenden Séracabbrücken. Der Ortler hat einen wilden, unnahbaren Charakter.
Über den Hintergrat auf König Ortler

Für eine Besteigung ist der Ortler ist ein denkbar ehrlicher Berg: Man startet per pedes direkt bei der Kirche in Sulden, kommt in einem Zug zum Gipfel, jeder Schritt verdient. Davon werden wir viele machen – stolze 2.000 Höhenmeter weiter oben prangt das Gipfelkreuz, die gesamte Route ist von unten aus einsehbar: Links rauf, rechts wieder runter. Unser erstes Etappenziel ist die rustikale Hintergrathütte, wo wir auch unsere Bergführer der Alpinschule Ortler treffen. „Die Hütte haben die Bergführer aus Sulden gebaut, die war früher der Treffpunkt für die ganz harten Hunde. Alle Touren durch die großen Nordwände starten hier. Wenn du nur den Hintergrat gemacht hast, bist fast gar nicht beachtet worden“, scherzt Josef Plangger, einer unserer Bergführer. Genau den haben wir vor – und gehörigen Respekt davor. Die Bedingungen seien anspruchsvoll, gestern gab es Neuschnee oben, was die Kletterei nicht gerade einfacher macht. Zeitig verziehen wir uns ins Lager, den Wecker auf 3:30 gestellt.
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Galerie: Über den Hintergrad auf den Ortler









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